Lokale Orbits / Solo 3

für Flöte und Mehrkanal-Tonband (2008, 18'30'')
UA: Martina Roth, Flöte
Preisträgerkonzert des Giga-Hertz-Preises, ZKM Karlsruhe, 2008-11-29

Klangbeispiele

Stereomix; Martina Roth, Flöte

Werkbeschreibung

In der kompositorischen Arbeit mit Computeralgorithmen ist mir besonders der experimentelle Aspekt wichtig – weder die Umsetzung abstrakter Konzepte noch die Annäherung an vorhergehende klangliche Vorstellungen. Man wird dabei mit Resultaten konfrontiert, an denen man sofort weiterarbeiten möchte, auch gegen die ursprünglichen Überlegungen. Als Konsequenz habe ich mich für eine Vorgangsweise entschieden, bei der ich mich genau auf diese Flexibilität einlasse und die Planung sich auf die experimentellen Rahmenbedingungen beschränkt. In der Reihe Lokale Orbits bilden Instrumentalklänge, Aufnahmen mit den beteiligten Musiker_innen, den Ausgangspunkt. Granularsynthese – genauer: Buffergranulation, die Zusammensetzung von Klängen aus kleinsten Partikeln eines Basisklangs – erlaubt eine riesige Bandbreite klanglicher Ergebnisse, ermöglicht einen graduellen Übergang von (realen) Instrumentalklängen in den elektronischen Raum und bietet sich daher für "gemischte" Besetzungen an.
Im Laufe der Reihe habe ich versucht, Syntheseprozesse im Hinblick auf klangliche Vielfalt zu variieren. In Solo 3 werden die statistische Steuerung granularer Wolken, rhythmisierte Granularschichten und die Oszillation zwischen pulsierender (d.h. von Mikropausen durchsetzter) und nichtpulsierender Granulation miteinander kombiniert.
Den Kompositionsvorgang so zu strukturieren bedeutet meiner Ansicht nach keinen Verzicht auf historisch-dialektisches Denken. Der Bezug zum historisch Vermittelten ist allgegenwärtig und fordert jeweils eine individuelle Bezugnahme – in diesem Fall entschied ich mich für die Fokussierung auf Intervalle und Fortschreitungen unter mikroskopischen und makroskopischen Veränderungen.

Das Projekt wurde mit Unterstützung des Giga-Hertz-Produktionspreises am ZKM Karlsruhe realisiert.